Neuordnung der Museumslandschaft

Museumslandschaft: Getanzte Vereinbarung?

„Die niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Prof. Dr. Johanna Wanka, und der Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig, Dr. Gert Hoffmann, haben vereinbart, in enger Abstimmung die Museumslandschaft in Braunschweig zu entwickeln…“, so steht es schwarz auf weiß in der Pressemitteilung der Stadt vom 25. August.

In welcher Form sie das vereinbart haben, ob mündlich oder schriftlich, will die BIBS-Fraktion in ihrer Anfrage von der Verwaltung wissen und erfährt im Kulturausschuss Merkwürdiges: „Es wurde weder eine mündliche noch eine schriftliche Vereinbarung getroffen“ teilt die Verwaltung mit und lässt alternative Formen der in der Pressemitteilung erwähnten Einigung offen. Es hätten lediglich „Sondierungsgespräche“ stattgefunden. Es gebe aber sehr wohl einen Leihvertrag zwischen Stadt und Land über Leihgaben des Landes – also Exponate wie z.B. den Thronsessel – an das Schlossmuseum.

Die Frage der BIBS, ob im Rahmen der „Entwicklung der Museumslandschaft“ Mitarbeiter der Museen zu zusätzlichem Einsatz an anderen Museen herangezogen werden können, verneint die Verwaltung dreifach: Eine Hinzuziehung von Mitarbeitern zu anderen Museen sei weder bekannt  noch geplant noch beabsichtigt. Der Personalrat des Braunschweiger Landesmuseums hatte zuvor ebenfalls die Ansicht vertreten, es bestehe die Gefahr, dass die Stiftung Residenzschloss als künftiger Betreiber des Schlossmuseums Wünsche äußere, die die Mitarbeiter des Landesmuseums dann auszuführen hätten. Nach ihrer Stellungnahme im Kulturausschuss kann die Verwaltung nun beim Wort genommen werden.

Im Wort steht nach der Ausschusssitzung zudem auch die künftige Kulturdezernentin Dr. Anja Hesse nach ihrer Versicherung, dass das Landesmuseum auch weiterhin bleiben werde, was es bis dato war, nämlich der „wahre Hüter der Landesgeschichte”.

Welche Art von Geschichte nun tatsächlich letzten Endes im Schlossmuseum abgebildet werden wird, bleibt ein wenig nebulös. In der Satzung der Stiftung ist von der „Geschichte des alten Landes Braunschweig“ und der „Braunschweigischen Identität“ die Rede, im Kulturausschuss am 26. April 2010 hatte Ex-Landesmuseumschef Dr. h.c. Gerd Biegel angekündigt, es werde im Schlossmuseum nicht nur feudaler Prunk ausgestellt werden, sondern die Geschichte auch „mit ihren Brüchen“.

Die BIBS-Fraktion erwartet allerdings nicht, dass Letzteres eintritt.

BIBS-Fraktionsvorsitzende Heiderose Wanzelius hatte bereits in ihrer Rede in der Ratssitzung am 11.05.2010 ihre Befürchtungen bezüglich der „Geschichtsvermittlung“ zum Ausdruck gebracht: Eine „Ruhmeshalle zur Glorifizierung des Adels“ darf der Bürger im Schlossmuseum erwarten. Alles andere wäre naiv.

Presse
Sorge um die Zukunft der Landesgeschichte, BZ vom 03.09.2010
Kommentar: Geschichte wird gemacht, BZ vom 03.09.2010